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die olympischen
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50.

Ein Designklassiker schlägt noch heute auf.

Dass Design mehr ist als reine ästhetische Gestaltung, sondern für Zeitgeist und Innovationsgeist steht, dies hat Otl Aicher, einer der bekanntesten deutschen Grafiker des 20. Jahrhunderts fulminant unter Beweis gestellt. Bereits vor seiner Berufung als »Gestalter« der Olympischen Spiele 1972 war der Name Otl Aicher eine feste Größe. Seinen Ruf als Modernist erhielt er unter anderem als Mitbegründer der hfg Ulm, einer der Hochschulen für Gestaltung nach Vorbild des Bauhauses. Bekannt sind auch seine Arbeiten für Unternehmen wie BASF und Braun und natürlich der Kranich der Lufthansa – dieses markante Zeichen entstammte ebenfalls der Feder Aichers.
»WIR, DIE MENSCHEN, ENTWERFEN, VERWERFEN UND HALTEN DIE WELT FEST, IN DER WIR LEBEN WOLLEN.«
Mit diesem Zitat kommt die Geisteshaltung Aichers zum Ausdruck, bei der es um die aktive Gestaltung aller Lebensbereiche und Prozesse geht. So waren seinerzeit seine »Richtlinien und Normen für die visuelle Gestaltung« der Olympischen Spiele 1972 in München ein Meilenstein modernen, konzeptionell durchdachten Grafikdesigns. Seine Arbeit umfasste Hunderte von Bereichen, die bis in die Gartenarchitektur mündeten.
Und dennoch sind es ausgerechnet die Piktogramme, die bis heute seine Bekanntheit ausmachen. Und die teilweise noch immer in Sportstätten und öffentlichen Räumen genutzt werden. Genau genommen, ist diese Art der Darstellung in Piktogrammform nicht die Erfindung Otl Aichers, denn bereits für die Tokioer Spiele von 1964 entstanden unter der Feder von Masaru Katsumi eine Reihe von Bildsymbolen.
Aicher aber schuf durch eine konsequente Vereinfachung der 64er Piktogramme deren markante und bis heute gültige Formsprache, die sprachübergreifend Bestand hat. Damit schuf er eine hochmoderne Reduktion, die in den Favicons der Smartphones ihre hochaktuelle Interpretation gefunden hat. Je einfacher, desto wirksamer und desto höher die Wiedererkennbarkeit. Otl Aicher war seiner Zeit voraus. Eine Qualität, die nur die Zeit selbst aufzeigt.